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Digital ausbrennen. Erfahrungsbericht

«Meine Social Media-Sucht hat meine Abschlussprüfung verbockt!»

Session 1 | «Ich weiss nicht, wie ich meine digitale Obsession in Griff kriege!»

Kürzlich kam eine Kundin (24) in meine stress away®-Praxis, die schleichend in eine Social Media-Sucht verfiel und dadurch ihre wichtige Abschlussprüfung verbockte (ihre Worte). «Es war ein Schock für mein ganzes Umfeld! Meine Eltern waren enttäuscht, da ich doch intelligent wäre und die Prüfung hätte bestehen sollen.» eröffnete sie zu Beginn unseres Coachings. «Wenn ich das alles reflektiere, schäme ich mich für mein Verhalten. Wie konnte mir das bloss passieren?».

Ich fragte Jenny (Name von der Red. geändert), was geschehen ist. Sie fühlte sich sichtlich unwohl und antwortete, sie glaube, sie hätte sich ein bisschen zu sehr mit Social Media beschäftigt. Ich fragte, was sie mit «ein bisschen» meine?

Sie erzählte mir «Ich checke morgens mein Handy gleich nach dem Erwachen und manchmal erwache ich in der Nacht, um darauf zu schauen. Wenn ich nicht genügend Likes bekomme, lösche ich das Foto und denke, die Menschen hassen mich.» Sie verbrachte Stunden damit, passende Filter auszuwählen, um so gut wie möglich auszusehen. Manchmal unternahm sie Dinge, die sie sonst nie tun würde, einfach weil sich gute Selfie-Gelegenheiten anboten. «Wenn ich viele Likes erhalte, fühle ich mich fantastisch, aber das Gefühl hält nicht lange an. Meistens fühle ich mich schrecklich, weil ich ständig Angst habe, dass mich die Leute nicht mögen.

Am Ende der Session bat ich Jenny zwei Dinge zu tun bis zu unserem nächsten Coaching-Termin: 1) täglich drei Handy-freie Zeitzonen einhalten, in welchen sie ein bestimmtes Mentaltraining durchführte. 2) unser Coaching nicht als weitere Gelegenheit einer Facebook/Instagram-Story zu nutzen. An ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass sie das bereits getan hatte und wir lachten beide darüber. Es war einfach eine zu grosse Verlockung für sie «Treffe gleich meinen Stress-Coach» und ein gestresstes Emoji mit einem Foto vor dem Eingang meiner stress away®-Praxis.

 

Session 2 | Lass FOMO los

Ich erkannte gleich, dass es Jenny nicht gut ging, ihr Energielevel war tief. Sie erkannte erst nach unserer 1. Session, wie ernst ihre Online-Sucht war und wie stark es ihr ganzes Leben steuerte (Arbeit, Weiterbildung, soziales Umfeld, Selbstvertrauen). Auch als sie die Abschlussprüfung nicht bestand, dachte sie sich, Social Media ist einfach meine Schwäche, nichts mehr. Aber sie hatte enorm Mühe, die Handy-freien Zeiten einzuhalten. «Ich habe es satt, mich dauernd mit anderen vergleichen zu müssen. Ich versuche Menschen zu zeigen, dass ich auch ein tolles Leben habe, so wie sie auch. Dass ich auch sehr gut aussehe, wie sie. Sie alle haben ein perfektes Leben, Aussehen, Heim, Food, süsse Haustiere, Partys und Freunde…und ich nicht. Versuche, es ihnen gleich zu machen, lassen mich nun als Verlierer dastehen.»

«Haben sie alle da draussen wirklich ein perfektes Leben oder inszenieren sie das nur?» fragte ich sie. Sie schaute mich mit grossen Augen an und antwortete «ich weiss es nicht.»

Wir sprachen über FOMO (Fear of missing out), die Angst, etwas zu verpassen. FOMO kann Gefühle wie Angst durch ständiges sich-mit-anderen-Vergleichen auslösen, die eine Abwärtsspirale der Gefühle verursacht. Bei mangelndem Selbstvertrauen und wenn das eigene Leben nicht der gewünschten Realität entspricht, ist es verlockend in Social Media zu flüchten. Ein kurzer Ego-Boost. Für einen kurzen Moment fühlt man sich fantastisch, ist aber auf lange Sicht eine Abwärtsspirale von Enttäuschung. Der Rausch eines Likes hält nicht lange an, wir schneiden bei unseren Vergleichen mit anderen nicht gut ab und tief in unserem Inneren wissen wir, dass da eine grosse Lücke ist zwischen unserem «realen Selbst» und dem «Selbst, das wir der Welt präsentieren».

 

Ich fragte Jenny «Welche einzige Veränderung könnte dir helfen, all deine Probleme loszulassen und du zurück in dein wirkliches Leben findest?». Nachdenklich antwortete sie «Ich glaube, ich muss einen kalten Entzug machen. Nur so finde ich wieder zu mir.» Wir besprachen die Schritte zur Veränderung und trafen uns in einer Woche wieder.

 

Session 4 | Limitiere virtuelle Zeiten

Jenny konnte es kaum erwarten, mir von ihren Erlebnissen zu berichten. «Ich fühle mich so gut, wie nie zuvor. Bin in meinem wirklichen Leben zurück. Es ist erschreckend, wie subtil ich mich in die Social Media-Welt verirrt hatte. Das wird mir jetzt so richtig bewusst.» Sie erzählte, wieder mehr Freunde zu treffen, in Wald zu gehen, einfach ziellos die Natur zu geniessen, schöne Dinge mit den Augen zu betrachten, statt durch die Kamera. Sie hätte jetzt Erlebnisse, um darüber zu sprechen. Sie schlafe besser, fühle sich tagsüber wacher und hat mehr Energie. Vor allem fühlt sie mehr Selbstliebe, und das gibt ihr ein unabhängiges Gefühl und Selbstvertrauen. Das hat ihr am meisten geholfen, berichtet sie. Sie hat ihre Weiterbildung wieder aufgenommen und wird den Abschluss wiederholen.

Ich war sehr erfreut über Jennys Veränderungen und ihrem sichtbar höheren Energielevel. Ich war aber auch besorgt um ihre Tendenz, von einem Extrem ins nächste zu fallen, und der virtuellen Welt abzuschwören, was auf lange Sicht nicht realistisch wäre. Deswegen besprachen wir eine Strategie, die nachhaltig beibehalten werden konnte. Einfache Regeln, wie Phone-freie Zonen, Post-Strategie (weniger ist mehr), Fokus auf die Dinge der realen Welt, Achtsamkeits- und Mentaltraining und Methoden um Selbstliebe zu steigern.

Am Schluss postete sie ein Selfie «I love my Coach». Für einen kurzen Moment verstand ich das Gefühl eines Like-Rausches.

von Evi Giannakopoulos | stress away®

 

Selbsttest «Ist mein lebendes und virtuelles Ich noch ein und dieselbe Person?»

 

1. Reales Selbst versus Social Media Selbst

Erstelle zwei Spalten auf einem Blatt. Schreibe in jede Spalte eine Liste von Wörtern oder Sätzen, die dein wirkliches Leben beschreiben, wie du bist, deine Beziehungen, deine Gefühle, was dir im Leben wichtig ist –und in der anderen Spalte wie sie in deinen Social Media-Posts stehen.

 

2. Wie ähnlich sind sie?

Wenn du beide Spalten ausgefüllt hast, vergleiche sie miteinander und frage dich dabei folgendes:

 

  • Wie viele ähnliche oder gleiche Wörter erscheinen in den Spalten?
  • Was ist der Unterschied zwischen den Aussagen der beiden Spalten?
  • Wie fühlst du dich, wenn du die beiden Spalten vergleichst? Was sagt das über dich?
  • Was würde ein Freund/eine Freundin sagen, wenn er/sie diese beiden Spalten lesen würde?

 

3. Entdecke dein wahres Ich

Bei Unterschieden zwischen den Spalten kannst du dich fragen, wie könntest du näher an dein ideales Selbst in der realen Welt rücken? Welche Veränderungen möchtest du angehen, um das beste Ich zu sein, das du sein kannst?

Oder frage dich, wie könntest du deine Social Media-Posts ändern und dich zeigen, wie du wirklich bist? Authentisch sein ist auch eine Strategie.

 

von Evi Giannakopoulos | stress away®

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Mein Spezialgebiet: Stressmanagement & Resilienz, Achtsamkeitstraining & Meditation, Mentaltraining, Zeitmanagement, emotionale Intelligenz (EQ), Empowerment, Entspannung, Antistress-Food und Selbstverwirklichung.

 

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